Geschichte der Gemeinde
Die Evangelische Kirchengemeinde Dülken wurde 1857 gegründet. Ihre Wurzeln lassen sich allerdings zurückverfolgen bis in die Zeit der Reformation.
Die Industrialisierung unserer Gegend brachte damals ein Wiederaufleben der evangelischen Gemeinden mit sich. Evangelische Arbeiter und Arbeiterinnen aus Ostpreußen, Schlesien und Bayern wurden durch die 1853 eingerichtete Mewissensche Flachsspinnerei herangezogen. Es kamen aber auch durch andere Betriebe und Unternehmungen evangelische Kaufleute, Handwerker, Beamte und Arbeiter nach Dülken.
1854 hatte die Gemeinde hundert Mitglieder. Der erste nur für Dülken zuständige Pfarrvikar wurde gewählt. Im gleichen Jahr erfolgte die Grundsteinlegung für die erste Kirche. Sie durfte damals nur ohne Turm errichtet werden, und musste von der Straße wie ein Wohnhaus aussehen.
Am 29. Oktober 1857 wurde aus dem Pfarrvikariat eine staatlich anerkannte Pfarrei. Im Jahre 1914 gab es 920 Gemeindemitglieder.
In der Zeit des Nationalsozialismus schloss sich die Gemeinde der bekennenden Kirche an. 1936 wird Wilhelm Veit zum Pfarrer der Gemeinde gewählt. Trotz der damit verbundenen Gefahren, hält Pfarrer Veit Kontakte zur jüdischen Gemeinde in Dülken, deren Synagoge direkt gegenüber der Christuskirche steht. Während der Reichspogromnacht fotografiert Pfarrer Veit heimlich vom Turm der Christuskirche den Brand der Synagoge. Und als 1942 die letzten fünf Juden aus Dülken deportiert werden, hat Wilhelm Veit mit ihnen noch am Vorabend unter dem Psalm 23 Gebetsgemeinschaft. Ihm werden 2 Thorarollen mit zugehörigem Schmuck und kleinerem Kultgerät aus der Dülkener Synagoge übergeben. Heute sind die Thorarollen im Museumsteil der neuen Synagoge in Krefeld zu sehen.
Im Januar 1943 wurde Pfarrer Veit zum Militär eingezogen. Als er am 29. Mai 1946 seinen Dienst in Dülken wieder aufnahm, hatte sich das Bild der Gemeinde in der Nachkriegszeit gründlich verändert. Sie wuchs durch den Zustrom von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen in verhältnismäßig kurzer Zeit auf 5000 Seelen an. Die neuen Gemeindemitglieder brachten aus ihrer Heimat in Ost- und Mitteldeutschland eigenständige evangelische Überlieferungen mit, die nun mit der reformierten Tradition der bisherigen Dülkener Gemeinde zu einer neuen Einheit verschmolzen werden mussten.
Die merklich größer gewordene Gemeinde brauchte mehr Raum. 1954 fasste man den Entschluss zum Bau eines Gemeindehauses an der Dammstraße. Auch um die Christuskirche an der Martin-Luther-Straße kreisten Neubaupläne. Da die alte Kirche unter Denkmalschutz stand und nicht vergrößert werden konnte, wurde 1964 bis 1966 neben der alten Kirche die neue Christuskirche gebaut. Beide Kirchen wurden durch ein Foyer miteinander verbunden. Bevor Anfang der 2000er das neue große Gemeindezentrum eingeweiht wurde, fand auch in diesem Foyer viel Gemeindearbeit statt. 2020 wurde die – inzwischen stark renovierungsbedürftige „Neue Kirche“ wieder zurückgebaut.
Da auch in dem Ortsteil Boisheim, der von der Dülkener Gemeinde schon seit ihrer Gründung mit versorgt wurde, die Zahl der Gemeindemitglieder nach dem Krieg stark angewachsen war, musste der Raumnot auch hier Abhilfe geschaffen werden. Zur Versorgung der Gemeinde wurde daher 1963 das “Haus zur Heimat” als weitere Gottesdienststätte seiner Bestimmung übergeben. Aufgrund der immer kleiner werdenden Boisheimer Gottesdienstgemeinde entschloss man sich 2010 zum Verkauf des gesamten Geländes und des Gemeindehauses.
Anfang der 80iger Jahre wurde der Wunsch immer stärker, die Gemeindearbeit rund um die Christuskirche zu konzentrieren. Es wurden Überlegungen angestellt zum Neubau eines Gemeindezentrums. 1998 wurden diese Pläne dann in die Tat umgesetzt. Zur Durchführung dieser Pläne wurde 1994 der Paulussaal verkauft und das alte Pfarrhaus an der Viersener Str. mit Gemeindeamt und Jugendheim Czolem abgerissen. Das neue Gemeindehaus mit Saal, Jugendräumen und Verwaltung wurde 2001 feierlich eingeweiht.
Am 20. Oktober 1999 ereilte die Kirchengemeinde dann ein großer Schicksalsschlag. Der Kindergarten wurde durch Brandstiftung völlig zerstört. Gemeinsam mit dem Kindergarten wurde ein Pfarrhaus neu gebaut und 2002 eingeweiht. Nach dem Verkauf des alten Pfarrhauses in der Chemnitzer Str. sind damit nun alle Gebäude der Evangelischen Kirchengemeinde Dülken in einer Straßenzeile vereint.
In den Jahren 2018 bis 2020 wurde die Christuskirche erweitert und grundlegend renoviert. Die in den 1960er Jahren gebaute „Neue Kirche“ war in die Jahre gekommen und eine grundlegende Renovierung hätte die Finanzen der Gemeinde auf lange Zeit schwer belastet. Seit 2020 steht die „Alte Kirche“ wieder frei da – und trägt als nun einzige Kirche der Gemeinde wieder eindeutig den Namen „Christuskirche“. Rund um sie ist eine Gemeindegarten entstanden, der zum Verweilen, aber auch zu Gottesdiensten und Gemeindeaktivitäten einlädt.
pfr. veit ist einer der wenigen menschen, die ich mit ruhigem gewissen „held“ nenne. ich denke die geschichte ist wirklich filmreif. er hat gezeigt, dass man den leuten, die den holocaust angezettelt haben und die jetzt gerade wieder einfach so auf die straße, in behörden und sonst auch überall hin gelassen werden, die stirn bieten muss und ihnen nicht einen zentimeter boden geben darf. auch unter einsatz des eigenen lebens. die mehrheit der deutschen hat da leider erinnerungslücken.