Gottes Gastfreundschaft erfahrbar machen
„Als einladende Gemeinde wollen wir die Gastfreundschaft Gottes erfahrbar werden lassen: tragende Gemeinschaft erleben, Quellen des Glaubens finden, Gaben dankbar weitergeben und eigene Gaben entdecken!“
Dieses Leitbild begleitet unsere Gemeinde nun schon seit fast 10 Jahren. Und seit fast 5 Jahren begleitet es auch mich. In diesem und den nächsten beiden Aspekte wollen wir einen Blick auf unser Leitbild werfen und dieses Leitbild wie Scheinwerfer auf das Leben in unserer Gemeinde richten.
Beginnen darf ich in dieser Ausgabe mit Gedanken über die Gastfreundschaft Gottes und die Gemeinschaft in unserer Gemeinde, die diese wiederspiegeln will. Und das freut mich ganz besonders, denn gerade sie habe ich vor 5 Jahren besonders schnell, besonders herzlich, erleben dürfen. Und erzählen ist immer schöner als erklären…
Als ich vor 5 Jahren von der ausgeschriebenen Pfarrstelle hier in Dülken hörte, wurde ich neugierig und wollte mir inkognito einen ersten Eindruck verschaffen – und lernte sofort die Gastfreundschaft und die Gemeinschaft in der Gemeinde kennen. Schon vor dem Gottesdienst wurde ich von einem Gemeindeglied in ein gutes Gespräch verwickelt. Die vielen kleinen Gespräche im Kirchraum zeigten deutlich: hier nimmt man einander wahr. Und beim Kaffee nach dem Gottesdienst war ich auch nicht lange alleine. Nun mag es bei mir eine besondere Situation gewesen sein: schnell fand man heraus, wer ich war, wer ich für Dülken sein könnte. Aber von dieser freundlichen Aufnahme, von diesem echten Interesse an Besuchern und am Gegenüber, berichten mir seitdem immer wieder Menschen, die zu unserer Gemeinde stoßen, quer durch die Generationen.
„Die Gastfreundschaft vergesst nicht! Denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“
Dieser Vers aus dem Brief an die Hebräer scheint tief in der DNA unserer Gemeinde verankert zu sein. Ich erlebe es immer wieder: Im Café nach unserem Gottesdienst, das in den letzten 5 Jahren noch größer und beliebter geworden ist – und das deutlich zeigt, wie wichtig dem Einen die Andere in unserer Gemeinde ist. In der Einrichtung unserer Räume, die mehr und mehr von unserer Gastfreundschaft und der Gemeinschaft erzählen: so lädt der Sessel und die Leseecke im Foyer unseres Gemeindehauses zum Verweilen ein. Und auch das ett ist nach dem Umbau einladender als zuvor. Und schließlich auch der gelungene Ausbau unserer kleinen, eher dunkel-heimeligen Alten Kirche zur hellen, freundlichen und einladenden Christuskirche. Unsere Gebäude spiegeln das wieder, was die Menschen in unserer Gemeinde ausmacht: die Freude über die Menschen, die man in der Gemeinde trifft und treffen kann. Orte an – und Menschen mit – denen man gerne zusammen kommt, um ein Stück des Lebensweges zu teilen.
So gelingt es immer wieder, dass aus Fremden Freunde werden, mit einer kleinen Geste, mit einem guten Wort, bei einer Tasse Kaffee oder Tee. Gemeinschaft wird so erfahrbar – und kann auf den schwierigen Abschnitten unseres Lebens helfen. Denn auch dies habe ich selbst und in Gesprächen mit anderen vielfältig erfahren: wie gut es ist, dass wir uns als Gemeinschaft tragen können. In all diesem kann etwas spürbar werden von dem Versprechen Jesu, uns nie alleine zu lassen, sondern immer bei uns zu sein. Im Nächsten begegnet mir Gott, und das nicht nur dort, wo ich helfe, sondern auch dort, wo ich Hilfe und Nähe erfahre.
Ja, wer in die Gemeinde kommt, der kann die Gastfreundschaft und Gemeinschaft erspüren, die uns trägt: Gottes Gastfreundschaft, die uns jeden Tag einlädt, und Gottes tägliche Suche nach Gemeinschaft mit uns, die uns trägt und die wir weitertragen können. Wer kommt, der fühlt sich eingeladen. Und dies ist eine gute Grundlage, auf der wir weitermachen können, an der
wir weiterarbeiten können. Doch zugleich zeigt dieser Satz auch etwas auf, woran wir noch viel deutlicher als bisher arbeiten können: Wie sehr wird in unserem Einladen auch unser einladend sein deutlich? Diese Frage richtet sich an die, die seltener an den Angeboten unserer Gemeinde teilnehmen: Wann haben Sie sich das letzte Mal persönlich zu uns eingeladen gefühlt? Aber auch eine Frage an die, die sich in unserer Gemeinde wohlfühlen: Wann haben Sie das letzte Mal jemanden persönlich zu uns in die Gemeinde eingeladen? Bräuchten Sie dafür irgendwelche Unterstützung? Und schließlich eine Frage an uns, die wir Gruppen und Angebote gestalten: Wie können wir noch deutlicher, noch freundlicher in unsere Gemeinde einladen?
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Mischa Czarnecki