Trost finden beim gemeinsamen Kochen

Einmal im Monat wird im evangelischen Gemeindehaus Dülken zur Trauerbewältigung die „Trostmahlzeit“ angeboten. Hinter dem gemeinsamen Kochen stehen die Hospizinitiative Kreis Viersen und die evangelische Kirchengemeinde Dülken. (Artikel und Bilder mit freundlicher Genehmigung der RP, 26.02.24)

Die Tischdekoration mit den Blumen und den Kerzen lässt schon einen Hauch von Frühling erkennen. Aber nicht nur das zeichnet den liebevoll gedeckten Tisch im kleinen Saal vom Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde Dülken aus. Die weißen Servietten mit dem Aufdruck „Schön, dass du da bist“ und dem roten Herzen vermitteln ein weiteres Gefühl von willkommen sein und sich wohlfühlen. „Wir passen die Tischdekoration immer an die Jahreszeiten an“, sagt Susanne Vochsen. Die ehrenamtliche Gemeindemitarbeiterin legt gerade letzte Hand an der Kreidetafel an, auf der das Menü zu lesen ist, das später die Teller füllen wird. Eine winterliche Minestrone mit Brot und Datteldip und zum Dessert Schokoladenpudding mit roter Grütze und Espresso.

Elisabeth Zettlitzer, Susanne Vochsen, Celina Trinkaus und Peggy Löhr (von links) beim etwas anderen Trauertreff „Trostmahlzeit“. [Foto: Lübke, Kurt (kul)]
Allerdings heißt es nicht Platz nehmen und genießen: Erst einmal ist gemeinsames Kochen angesagt, um danach zusammen zu essen. Jeden vierten Donnerstag im Monat gibt es ab 17.30 Uhr die „Trostmahlzeit“ im Gemeindehaus. Dahinter steht die Hospizinitiative Kreis Viersen, die mit der evangelischen Kirchengemeinde Dülken als Kooperationspartner einmal im Monat zum Kochen einlädt. Angesprochen sind Menschen, die einen geliebten Menschen durch den Tod verloren haben und trauern. „Es ist ein offenes Angebot, mit dem wir alle Menschen ansprechen, die einen Verlust erlitten haben“, erklärt Britta Jartwig von der Hospizinitiative Kreis Viersen.

Die Idee für das ungewöhnliche Angebot, das im April sein einjähriges Bestehen feiert, ploppte Ende 2022 auf. Jeder Mensch trauert anders, und der Hospizinitiative ist es wichtig, den Hinterbliebenen den für sie passenden Rahmen dafür zu geben, der über Einzeltrauergespräche und Gruppentreffs hinausgeht. So gibt es bereits das Trauerfrühstück und den Trauerspaziergang sowie die Trost-Zeit für trauernde Familien.

„Als wir die Idee des gemeinsamen Kochens hatten, stellte sich die Frage, wo wir ein solches Angebot umsetzen können“, erinnert sich Jartwig. Durch den schon bestehenden Kontakt zu Anna Ortiz von der Diakonie Krefeld-Viersen kam das Dülkener Gemeindehaus ins Spiel. „Es verfügt über eine schöne große Küche und ist damit ideal“, sagt Ortiz. Im April 2023 gab es die erste „Trostmahlzeit“. Fünf Teilnehmer fanden sich ein, um gemeinsam einen lauwarmen Kartoffelsalat mit Frikadellen und Gemüsebratlingen zu bereiten. Als Dessert schloss sich ein warmer Schokokuchen mit Apfelkompott samt Espresso an.

Was die Teilnahme kostet

 

„Es ist ein sehr schönes Angebot. Ich finde es viel angenehmer, beim gemeinsamen Kochen ins Gespräch zu kommen, als einfach nur in einer Kreisrunde zu sitzen und sich auszutauschen“, sagt Celia, die von Beginn an mitkocht. „Das Kochen als Methode der Trauerverarbeitung ist genau meins“, berichtet die 20-Jährige. Sie ist die jüngste Nutzerin des Angebots, der älteste Teilnehmer ist über 80 Jahre. „Bei dem Angebot fühlt man sich unter Menschen, die ähnliches durchlebt haben, verstanden ohne sich groß erklären zu müssen. Man wird da aufgefangen, wo man gerade ist. Die Beschäftigung des gemeinsamen Essens zubereiten tut gut“, sagt die 68-jährige Karin.

Los geht es immer mit einer Befindlichkeitsrunde mit Impuls, bei der jeder Teilnehmer kurz über seinen Ist-Zustand sprechen kann, wenn er möchte. Danach werden die grauen Kochschürzen angezogen, und die Küche wird angesteuert, wo die Lebensmittel darauf warten, verarbeitet zu werden. Neben den beiden Trauerbegleiterinnen Peggy Löhr und Elisabeth Zettlitzer als fachliche Ansprechpartnerinnen ist Vochsen mit im Einsatz. Sie kümmert sich um den Einkauf, deckt ein, begleitet das Kochen. „Ich koche privat sehr gerne und kreiere die Rezepte für die Trauermahlzeit, wobei das Essen an die Saison angepasst ist. Wichtig ist mir auch, nicht einfach nur Klassiker zu kochen, sondern mit den Rezepten vielmehr Anregungen zu geben, mal etwas Neues auszuprobieren“, sagt Vochsen.

Das kommt bei den Teilnehmern bestens an. Derzeit kochen durchschnittlich fünf bis acht Trauernde mit. Nach dem gemeinsamen Kochen und Essen steht eine weitere Aktion in Gemeinschaftsarbeit an: Geschirr spülen und Küche aufräumen. Denn auch das gehört dazu.

Zum Artikel bei rp-online

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